Gläubigerinnen, Schuldnerinnen, Geschäftsleiterinnen als generisches Femininum in einem Referentenentwurf (Referentinnenentwurf, Referatsentwurf, Referent*innenentwurf?) des Bundesjustizministeriums – und die Welt steht Kopf. Wenn sich Männer nicht mitgemeint fühlen, wird plötzlich klar, dass es mit „generisch“ nicht weit her ist. Wir warten gespannt, ob die am Montag, 12.10., losgetretene Diskussion irgendwie Klarheit bringt, was allgemeingültige Begriffe – insbesondere in der Rechtssprache – sein sollen. Die Lösung ist und bleibt schwierig, denn das ist das Dilemma der genusbasierten deutschen Sprache, welche stets das Geschlecht markiert.
Wir erleben in den vergangenen Wochen zum Thema geschlechtergerechte Sprache so viele Provokationen und Richtigstellungen in Printmedien, Radio und Fernsehen, dass wir sagen: Wow, was für eine feine Debatte: Vom Nischenthema zum gesamtgesellschaftlichen Nachdenken über sprachliche Gerechtigkeit. Sehen wir es doch einfach positiv! Eine Auswahl aktueller Beiträge zur Genderdebatte finden Sie ab sofort bei uns auf der Seite
"Gesprächsstoff".
Es gibt bereits viele, die mit Begeisterung gendern. Wenn es im Detail schwierig wird, können wir mit dem Textlabor weiterhelfen: Heißt es
„Gewerkschaft als Akteurin? Oder ist sie ein Akteur?“ Hier geht es um formale und semantische Kongruenz. Was das ist, erklären wir. Sie spielt übrigens auch eine Rolle beim Streit zwischen Justiz- und Innenministerium.
Team Genderleicht hat in einem aufwändigen Test nachgeprüft,
wie Twitteraccounts von Zeitungen gendern. Und zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung habe ich zur fehlenden Sprachtoleranz in der Begegnung von Ost- und Westfrauen ein erhellendes Interview geführt:
"Ich bin Ingenieur, sagte sie".
Jetzt steht das nächste Jubiläum an:
Der Journalistinnenbund, unser Trägerverein, feiert am 31.10.2020 seinen 33. Geburtstag. Zu diesem Anlass verschenken wir wieder auf Twitter (
@genderleicht) drei individuelle Gendercoachings. Diese einstündigen Beratungsgespräche per Videokonferenz machen immer großen Spaß und geben uns ein Feedback, wo es beim Gendern noch hakt. Sie können sich herzlich gern per E-Mail an der Verlosung beteiligen:
kontakt@genderleicht.de
Christine Olderdissen
Projektleitung Genderleicht