Zwei Drittel im informellen Sektor
Der Mutter ist es sichtbar unangenehm, wenn sie über ihre Probleme berichtet. Aber ihrer Familie geht es so wie vielen im Moment in Kenia, erzählt ihr Arzt Felix Ndongai. "Die Mutter sagt, dass ihr Mann wegen der Corona-Pandemie seine Arbeit verloren hat. Sie hat sonst für andere Wäsche gewaschen, aber auch diese Einnahmen sind weggebrochen. Beide sind nur noch zu Hause und sie haben nichts zu essen."
In Kenia sind mehr als zwei Drittel der Bevölkerung im so genannten informellen Sektor beschäftigt - das heißt, sie haben Gelegenheitsjobs und werden nur dann bezahlt, wenn sie tatsächlich arbeiten. Die meisten dieser Jobs sind jetzt wegen Ausgangssperren und anderer Maßnahmen gegen die Pandemie weggefallen. Kaum jemand hat Rücklagen. In anderen Ländern auf dem Kontinent sind die Probleme ähnlich. Die Weltbank prognostiziert, dass sich die Zahl der extrem Armen in diesem Jahr weltweit um bis zu 150 Millionen erhöhen wird - die Hälfte davon sind Kinder.
Kenias Wirtschaft wuchs kaum
In der Klinik in Nairobis Vorort diagnostiziert der Mediziner Ndongai normalerweise bei etwa 20 Babys und Kleinkindern im Monat Mangelernährung. Jetzt hat er an der Wand hinter seinem Schreibtisch eine Tabelle mit deutlich höheren Zahlen angebracht. "Man kann sehen, wie die Zahlen immer weiter ansteigen", sagt er.
Andere Krankenhäuser in Kenia berichten von ähnlichen Erfahrungen. Zentral erfasst sind diese Zahlen aber noch nicht. Präsident Uhuru Kenyatta verkündete zuletzt nur, wie sehr die wirtschaftliche Entwicklung zurückgefallen ist: "Die Wirtschaft in Kenia hätte vergangenes Jahr eigentlich um 6,2 Prozent wachsen sollen. Doch wegen der Pandemie haben wir dann nur ein Plus von 0,6 Prozent verzeichnet."
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