Wahljahr: In etwa zwei Monaten sollen in Honduras die Vorwahlen stattfinden. Immer wieder wurde in den letzten Wochen/Monaten von Problemen des Wahlsystems berichtet. Der Rückzug des spanischen Unternehmens
Minsait Indra aus dem Wahlprozess ist wohl kein gutes Zeichen
. Laut dem Unternehmen "no hay tiempo para llevar a cabo un proceso electoral transparente porque no hay garantía y porque los plazos se vencieron."
Der ehemalige Präsident
Mel Zelaya prangert außerdem an, dass der Wahlort von über 1 Million Honduraner*innen gegen ihren Willen geändert wurde. Er betonte erneut, dass Libre eine Änderung des Wahltermins nicht dulden werde und kritisierte die fehlerhafte Volkszählung, die 80 Millionen Dollar gekostet habe.
Gewalt vor den Wahlen: Vier Männer haben am 26.12.2020 den
honduranischen Gewerkschafter, Umweltaktivisten und Libre-Kandidaten Félix Vásquez in seinem Haus im Dorf El Ocotal (Gemeinde Santiago de Puringla, Departamento La Paz) vor den Augen seiner Familienangehörigen ermordet. In den letzten Monaten hatte er
mehrmals Morddrohungen bekommen. Die
Koalition gegen Straflosigkeit macht die Regierung für seinen Tod verantwortlich.
Narco-Estado: Neue Ermittlungsergebnisse der US-Justiz zeigen enge Verbindungen und eine Zusammenarbeit des amtierenden Präsidenten mit Drogenkartellen auf. Laut einem Zeugen soll der Präsident gesagt haben, er werde den "
Gringos die Drogen direkt in die Nase schieben". Neu ist, dass auch der Name des Generalstaatsanwalts in den juristischen Dokumenten
auftaucht: Der Präsident habe dem Generalstaatsanwalt Oscar Fernándo Chinchilla, der das Amt auch heute innehat, angewiesen, die illegalen Aktivitäten zu schützen und eine Strafverfolgung zu verhindern.
Corona-Korruption: Invest-H verspricht, dass die
mobilen Krankenhäuser bis Februar installiert werden. Diese wurden vor neun Monaten gekauft und eine lange Odyssee voller Probleme begann (siehe Infos aus Zentralamerika
Nr.9,
Nr. 8,
Nr.7). Die Vorwürfe der
überteurten Käufe werden weiterhin nicht untersucht.
Gesundheitssystem: Es gibt immer mehr Warnungen, dass sich die Situation in Honduras weiter verschlechtert hat und dass man einen
Anstieg der Sterblichkeit beobachten kann.
Neun von zehn Honduranern sterben, weil sie darauf warten, in die Intensivstation aufgenommen zu werden, so der Lungenfacharzt Carlos Aguilar vom Krankenhaus Tórax. Obwohl das honduranische Gesundheitssystem unter immensem Druck steht, hat das Management des Toráx-Krankenhauses die Verträge von über
20 Hilfskrankenschwestern nicht verlängert.
Gewalt:Der in
digene Tolupán Menschenrechtsverteidiger Adán Mejia wurde in La Paz ermordet. Im Jahr 2020 wurden sieben indigene Menschenrechtsverteidiger ermordet.
Menschenrechte: Ohne Anhörungen weiterer Kandidat*innen und selbst ohne ein Interview mit der einzigen Kandidatin, wählte der Kongress
Blanca Sarahí Izaguirre Lozano zur neuen Ombudsfrau für Menschenrechte (CONADEH).
Kriminalisierung: Nach einer erneuten Anhörung im Fall der
acht kriminalisierten Umweltschützer aus Guapinol (siehe Infos aus Zentralamerika
Nr. 10-2020), die seit 15 Monaten wegen ihres Widerstands gegen ein von Unregelmäßigkeiten geplagtes Bergbauprojekt in Untersuchungshaft sitzen, lehnte die Richter*in den Antrag auf
Haftentlassung gegen Kaution ab. Als Reaktion darauf ging der bekannte
Padre Melo in Hungerstreik.
Kriminalisierung betrifft auch weitere Menschenrechtsverteidiger*innen: Víctor Vásquez (Lenca-Organisation MILPAH) und Santos Vigil (Base Campesina Nueva Esperanza), wurden wegen des Verbrechens der Zwangsumsiedlung
in Untersuchungshaft genommen.
ZEDE-Modellstädte: weitere gute Artikel zur "privaten Freihandelszone" ZEDE Prospera (siehe auch Infos aus Zentralamerika
Nr 11-2020) auf Roatan und den Verbindungen nach Deutschland:
Privates Paradies und
Privatstädte für Investoren in Honduras
LGBTIQ*: Stunden nach der Verleihung des deutsch-französischen Preises für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit an J
osé Zambrano, ein Menschenrechtsverteidiger für LGTBI- Rechte, wurde sein Haus angezündet. Zambrano musste mit drei Mitgliedern seiner Familie fliehen.
Gewaltsames Verschwindenlassen: Am 18.01.2021 werden sechs Monate seit dem gewaltsamen Verschwindenlassen der jungen Garifuna der Gemeinde Triunfo de la Cruz vergangen sein: Milton Joel Martínez Ávila, Suami Mejía Garcia, Gerardo Misael Trochez Cálix und Albert Sneider Centeno Thomas (Präsident des Patronato/Gemeinderats der Gemeinde), wurden am 18.07.2020 von Personen, die als Agenten der Direktion der Kriminalpolizei (DPI) identifiziert wurden, gewaltsam weggebracht (siehe Infos aus Zentralamerika
Nr. 9). Ofraneh ruft zu einer
internationalen Kampagne und Twitteraktion auf.
Migration: Am 18.12.2020 gab das
U.S. Department of Homeland Security (DHS) bekannt, dass die USA und Honduras die Umsetzungsvereinbarungen für das im September 2019 unterzeichnete
Asylum Cooperative Agreement (ACA) abgeschlossen haben. Gemäß dem ACA können bestimmte Migranten, die an der US-Grenze Asyl oder ähnlichen humanitären Schutz beantragen, nach Honduras überstellt werden, um dort Schutz zu suchen.